Shiraz vs. Syrah: Eine Rebsorte, zwei Wein-Stilistiken

Shiraz vs. Syrah: Eine Rebsorte, zwei Wein-Stilistiken

Syrah und Shiraz sind zwei Bezeichnungen für ein und dieselbe Rebsorte, deren Name je nach Region und Stil des Weins variiert. Wir verraten Ihnen, wie sich die Weine stilistisch voneinander unterscheiden - und was sie vereint.

Eine französische Edelrebe triumphiert in der internationalen Spitzenwein-Szene

Die Herkunft der Syrah war lange umstritten, mittlerweile gilt ihr französischer Ursprung im nördlichen Rhônetal als erwiesen, ebenso wie ihre Abstammung aus der Kreuzung der Mondeuse Blanche und Dureza. Weniger bekannt ist ihr enger Verwandheitsgrad mit einer anderen Edelrebe: der Pinot Noir ist ein Ahne der Syrahtraube. Gewisse Ähnlichkeiten zum Star der Bourogogne sind tatsächlich manchmal auch im Glas spürbar, vor allem, wenn die Rebe auf burgundisch anmutenden Granitböden kultiviert wird.
Die ertragsarme Syrahrebe hat eine beeindruckende Entwicklung hinter sich. Einst war die französische Weinsorte hauptsächlich dem nördlichen Rhône-Tal vorbehalten, die das Renommee der Region gründeten. Heute gehört die spät reifende Traube zu den international am meisten angebauten roten Rebsorten. Die weltweit gefeierten Spitzenrotweine aus der Alten und Neuen Welt erfreuen sich mittlerweile einer immensen Beliebtheit. Und vielleicht sind es gerade die ganz eigenen Charakteristika, die die Traube je nach Herkunftsregion und Weingut prägen, die sie für uns Wein-Enthusiasten so hoch interessant macht.

Syrah oder Shiraz? Old World vs. New World

Kaum eine Rebsorte illustriert besser die stilistischen Unterschiede zwischen der sogenannten Neuen und Alten Welt: Unter der Bezeichnung Syrah findet man den Rotwein im Rhônetal-Stil: unter ihrer ursprünglichen Bezeichnung ist die Sorte Synonym für elegant-würzige Rotweine, die typisch für die französische Weinbauregion ist. In Australien, Südafrika, Südamerika und den USA produziert man aus der Rebsorte fruchtige und seidige Power-Weine, die hier unter dem Namen Shiraz vermarktet werden. Aber auch außerhalb von Europa findet man den Wein unter seiner französischen Bezeichnung - in diesem Fall handelt es sich um Syrahs im Stil der Nord-Rhône.
Stark abgekürzt lassen sich die Stilistiken wie folgt einordnen:

Syrah steht für einen leichten, eleganten, kühlen Stil. Der Begriff wird traditionell in Frankreich und in Regionen verwendet, die sich an einem eher klassischen Rhônetal-Stil orientieren (Europa, USA, Neuseeland, Südafrika).
Shiraz ist Syonym für einen reifen, vollen und wärmeren Stil. Shiraz ist die bevorzugte Bezeichnung in Australien und manchmal in Südafrika, wo die Sorte oft kraftvoll, fruchtbetont und würzig daherkommt.

Eine Reise durch die renommiertesten Weinbaugebiete

Das nördliche Rhônetal ist die Wiege der berühmtesten Syrahs - und nicht umsonst weltweit Vorbild für Winzer, die mit der Sorte arbeiten. In Australien hat die im 19. Jahrhundert aus Frankreich importierte Rotweinsorte einen rasanten Aufstieg erlebt. So sorgte das Spitzenweingut Penfolds mit seinem kultigen Grange Hermitage weltweit für Aufruhr und etablierte den Shiraz auch international. Auch Südafrika stellt exzellente Syrahs her und ist zu einer Referenz für die Sorte geworden. 

Syrah aus Frankreich: Weltklasse-Syrahs von der Nord-Rhône

Die Stars unter den französischen Syrahs stammen aus den alten Reben der Spitzenappellationen des nördlichen Rhônetals, sprich aus Côte-Rôtie, Hermitage, Crozes-Hermitage, Saint-Joseph und Cornas. Hier entstehen feingliedrig-frische, spannungsvolle und hoch elegante Syrahs, die von einem großen Alterungspotenzial zeugen und regelmäßig von der internationalen Weinkritik gelobt werden. Etwas weiter südlich wird die Sorte als Cuvéepartner verwendet - die berühmtesten Exemplare kommen aus Châteauneuf-du-Pape.

Hermitage

Hermitage gilt als der Inbegriff von Syrah und zählt zu den prestigeträchtigsten Rotweinen überhaupt. Die steilen, sonnigen Hänge des Hermitage-Hügels bieten ideale Bedingungen für die Rebsorte und verleihen den reinsortigen Rotweinen ihre unverwechselbare Kraft, Konzentration und Komplexität. Die Rotweine aus Hermitage sind bekannt für ihre tiefen Aromen von schwarzen Früchten, Gewürzen, Rauch und Leder sowie eine außergewöhnliche Struktur, die eine lange Reifung ermöglicht.

Im jungen Stadium kann der gerbstoffreiche Hermitage-Wein etwas verschlossen wirken, doch mit der Zeit entwickelt er eine bemerkenswerte Tiefe und Eleganz. Zu den klassischen Geschmacksnoten gesellen sich nach Jahren der Flaschenreife oft Noten von Trüffeln, Tabak und Trockenfrüchten. Diese Tropfen sind nicht nur kraftvoll, sondern auch fein ausbalanciert, was sie zu einem idealen Begleiter für gehobene Gerichte wie Wild, Lamm oder gereiften Käse macht.

Die renommiertesten Produzenten von Hermitage haben den Ruf der Region maßgeblich geprägt. Namen wie Jean-Louis Chave, Chapoutier und Jaboulet gehören zu den Spitzenerzeugern. Insbesondere Jaboulets "La Chapelle" ist ein ikonischer Hermitage, der als Maßstab für die Qualität und den Charakter der Top-Appellation gilt.

Côte-Rôtie

Auch die Côte-Rôtie, übersetzt "geröstete Küste", produziert hoch elegante Syrahs. Diese Appellation im nördlichen Rhônetal zeichnet sich durch ihre steilen Weinberge aus, die von der Sonne intensiv beschienen werden. Die Besonderheit der Appellation ist, dass die Syrah hier oft durch einen kleinen Anteil von Viognier ergänzt wird, einer weißen Rebsorte, die den Tropfen zusätzliche aromatische Finesse verleiht. Côte-Rôties verbinden kraftvolle Struktur mit seidigen Tanninen und einer unvergleichlichen aromatischen Komplexität.

Südliches Rhônetal

In der Südrhône findet die Traube neben Grenache und Mourvèdre als Cuvéepartner Verwendung, die wohl berühmtesten Beispiele kommen aus Châteauneuf-du-Pape. Auch in anderen südfranzösischen Weinbaugebieten wie im Languedoc produziert sie Rotweine mit viel Trinkfluss.

Shiraz aus Australien: Australischer Spitzen-Rotwein par excellence

Die aus Frankreich importierte Rotweinsorte hat in Australien einen rasanten Aufstieg erlebt. Das Spitzenweingut Penfolds sorgte einst mit seinem kultigen Grange Hermitage weltweit für Aufruhr. Seine heutige Bedeutung erreichte der Rotwein allerdings später, ab den 90er Jahren. Shirazweine gibt es in den unterschiedlichsten Qualitätsstufen. Wir konzentrieren uns hier auf die Crème de la Crème.

Barossa Valley

Die südaustralische Weinbauregion ist die bekannteste und prestigeträchtigste Region für Shiraz in Australien. Diese Region zeichnet sich durch ein warmes Klima und alte Rebstöcke aus, die Shirazweine von außergewöhnlicher Konzentration und Komplexität hervorbringen. Barossa-Shiraz ist bekannt für seinen vollen Körper, seine kräftigen Tannine und intensiven Geschmacksnoten von reifen dunklen Früchten wie Pflaumen und schwarzen Johannisbeeren, gepaart mit Gewürz- und Schokoladennoten. Renommierte Produzenten wie Penfolds ("Grange"), Henschke ("Hill of Grace") und Torbreck haben Barossa Valley zum Synonym für erstklassigen Shiraz-Wein gemacht.

McLaren Vale

McLaren Vale, ebenfalls in Südaustralien gelegen, ist eine weitere Spitzenregion für die Rotweinsorte. Das mediterrane Klima und die Vielfalt der Böden – von Sandstein bis Kalkstein – ermöglichen die Produktion komplexer und nuancierter Shiraz. Reife Fruchtaromen, seidige Tannine und oft eine charakteristische Würze, die mit Noten von schwarzem Pfeffer und Kräutern kombiniert wird, prägen die Rotweine.

Hunter Valley

Das Weinbaugebiet in New South Wales ist eine der ältesten Weinregionen Australiens und berühmt für seine elegante Stilistik: Die Tropfen kommen oft leichter und subtiler daher. Sie haben oft eine erdige Note und sind von roten Früchten und Gewürzen geprägt. Diese Tropfen haben eine bemerkenswerte Langlebigkeit und entwickeln mit der Zeit komplexe Sekundäraromen.

Shiraz aus Südafrika

Südafrika produziert neben exzellentem Pinotage, Cabernet Sauvignon und Chenin Blanc auch Syrahs in unterschiedlichen Stilen, was renommierte Winzer aus Stellenbosch, Swartland, Paarl, Elgin, Franschhoek sowie Walker Bay und Hemel-en-Aarde eindrucksvoll beweisen.

Swartland

Swartland hat sich als eine der dynamischsten Weinregionen Südafrikas etabliert und ist besonders bekannt für hochwertige Syrahs, die oft im kühleren Stil des nördlichen Rhônetals gehalten sind. Diese Region bietet granithaltige Böden und ein trockenes Klima, das den Reben hilft, konzentrierte, ausdrucksstarke Weine hervorzubringen. Swartland-Syrah ist bekannt für seine intensiven Aromen von schwarzen Früchten, Kräutern, Oliven und einer charakteristischen mineralischen Note. Top-Produzenten wie etwa Sadie Family haben Swartland zu einer der besten Syrah-Adressen gemacht.

Weitere Weinbauländer und Regionen für Syrah

Spanien und Italien

Auch in den Nachbarländern Italien und Spanien findet man die Sorte: In Spanien wird die Traube in Regionen wie das Priorat und Castilla-La Mancha angebaut, oft in moderner Stilistik. In der Toskana wird sie gelegentlich als Supertoskanern und in anderen Rotwein-Blends verarbeitet und in Sizilien vermehrt auch reinsortig.

Neuseeland

Auch in Neuseeland findet Syrah ideale Bedingungen, insbesondere in der Region Hawke’s Bay. Dort werden Weine im kühleren Stil erzeugt, die durch ihre Finesse und ihre Ähnlichkeit mit den Weinen des Rhône-Tals beeindrucken.

USA

In den USA wird Syrah in verschiedenen Weinbauregionen angebaut, wobei Kalifornien besonders hervorzuheben ist. Regionen wie die Central Coast, Paso Robles, das Napa- und Sonoma Valley produzieren Syrahs, die je nach Terroir unterschiedliche Ausprägungen zeigen. Im Bundesstaat Washington entstehen ebenfalls ausgezeichnete Syrah-Weine, die oft einen kühleren, europäisch inspirierten Stil aufweisen.

Südamerika

In Argentinien wird Syrah vor allem in den Regionen Mendoza und San Juan angebaut, wo die warmen Bedingungen reife und kraftvolle Syrahs hervorbringen. Ebenso ist Chile ein bedeutendes Anbaugebiet für die Sorte, insbesondere in kühleren Regionen wie Casablanca, Colchagua und Elqui, die gut ausbalancierte Syrahweine hervorbringen.

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