Rosé-Champagner – eine neue Genusskultur

Rosé-Champagner – eine neue Genusskultur

Einst vorwiegend von Champagnerhäusern mit langer Rosé-Tradition wie Ruinart oder Veuve Clicquot produziert, sind Rosé-Champagner heute längst eine Prestigeklasse für sich geworden.

Noch vor 30 Jahren stellte der farbenfrohe Edelschäumer einen verschwindend kleinen Teil der Champagnerproduktion dar, den längst nicht alle historischen Häuser im Portfolio führten. Er galt als luxuriöses Nischenprodukt. Heute haben alle berühmten Akteure, von Dom Pérignon über Bollinger bis hin zu Roederer, Heidsieck oder Moët & Chandon einen oder mehrere Rosé-Champagner im Sortiment, die ihren weißen Pendants in nichts nachstehen. Aber wie kam es zu diesem Aufschwung?

Pinke Revolution

Während sich Mattels stets pink gekleidete Barbie erst 2023 durch den gleichnamigen Blockbuster im kollektiven Bewusstsein von einer oberflächlichen Spielzeugfigur zu einem Symbol für Female Empowerment wandelte, begann der Boom des Rosé-Champagners bereits in den 90er-Jahren, und das ganz ohne Social Media. Es waren die weiblichen Begleitungen einer männerdominierten Elite, die den rosa Luxus-Schaumwein einst zum Trend machten – wenn auch zunächst vorwiegend unter Frauen. Was heute stark nach Klischee klingt, könnte man im Nachhinein als eine Art stilles Statement betrachten. In einer Welt, in der Zigarrenrauch und schwere Rotweine den Ton angaben, entschieden sich die Frauen für die spritzigere, leichtere Variante – die, nebenbei bemerkt, nicht selten die bessere Begleitung zum Essen war. Denn anders als die mitunter schwer zu kombinierenden roten Tanninbomben gilt Rosé-Champagner als echter Food-Pairing-Allrounder.
Heute haben es stille und Sparkling Rosés längst auf die Karten der angesagten Locations der Welt geschafft. Neben dem stets steigenden Angebot an Rosés haben auch der Klimawandel (wer will bei 38° einen in Zimmertemperatur servierten Roten mit 15% Alkohol?) und die Mindful-Drinking-Bewegung zu dem Boom beigetragen. Letztere bringt mit einer gesunden Portion Selbstbewusstsein neuen Wind in die Trinkgewohnheiten der jüngeren Generationen – sei es in Sachen Alkoholprozente, Geschmack oder eben Farbe. Kurz: der Aufschwung sommertauglicher, sprich leichter oder gar alkoholfreier Weine scheint keine Grenzen zu kennen, und auch die rosa Sparklings profitieren von diesem Wandel. Sie verkörpern einen neuen, modernen Lebensstil und definieren ein Stück weit den Luxus von morgen: weniger klassisch – dafür emotionaler, diverser und individueller.

Die Pioniere 

Ruinart: Der erste Champagne Rosé überhaupt

Die Ursprünge des Rosé-Champagners reichen weit in die Vergangenheit zurück. Das illustre Maison Ruinart gilt als das älteste Champagnerhaus der Welt - und war das erste, das im 18. Jahrhundert einen Rosé-Champagner herstellte. Damals bezeichnete man Weine, mit leicht rosafarbenen Tönen, als „Vin Gris“ (grauer Wein). So verkörpert der Ruinart Rosé heute aufgrund seiner Pionierrolle den Rosé-Champagner par excellence.

Veuve Clicquot - Der erste Rosé d’assemblage

Später leistete das Maison Veuve Clicquot einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung des rosa Edel-Schaumweins: Madame Clicquot wollte einen kräftigeren Champagner mit einem intensiven aromatischen Ausdruck kreieren - und leistete echte Pionierarbeit: 1818 kreierte die berühmte Witwe ihren ersten Veuve Clicquot Rosé und hiermit den allerersten Assemblage-Rosé-Champagner, indem sie Rotwein aus Bouzy mit ihren Weißweinen kombinierte.

Berühmte Spitzenrosés von renommierten Häusern

Die hier aufgelisteten Rosé-Champagner stammen von renommierten Häusern, die Trauben aus den Top-Lagen der Champagne beziehen. Einige dieser Cuvées werden ausschließlich mit Trauben aus Grand-Cru-Lagen hergestellt, während andere eine Mischung aus Grand- und Premier-Cru-Lagen sind. Darüber hinaus werden diese Kreationen regelmäßig mit hohen Bewertungen der Weinkritik belohnt. 

Dom Pérignon Rosé 

Der komplexe, tiefgründige Dom Pérignon Rosé wird nur in herausragenden Jahren produziert und reift mindestens zehn Jahre auf der Hefe. Dom Pérignon verwendet für seine Jahrgangschampagner Trauben aus den besten Grand- und Premier-Cru-Lagen.

Krug Rosé

Der Krug Rosé gilt als der Inbegriff eines luxuriösen Rosés, komponiert aus einem großen Jahrgangsblend. Reichhaltig, würzig, mit feinen Noten von Honig, Orangenblüten und getrockneten Früchten: Zweifelsohne handelt es sich hier um einen Tropfen für besondere Anlässe. Krug bezieht seine Trauben aus einer Vielzahl von Lagen, darunter sowohl Grand-Cru- als auch Premier-Cru-Weinberge.

Bollinger La Grande Année Rosé

Der kräftige, strukturierte Vintage-Rosé von Bollinger wird aus Pinot Noir mit einem kleinen Anteil an Rotwein aus Aÿ hergestellt und teilweise im Eichenfass vinifiziert. Er zeigt markante Aromen von roten Beeren, Rauch, Gewürzen und Brioche. Bollinger verwendet für diese Cuvée hauptsächlich Trauben aus Grand-Cru-Lagen, ergänzt durch ausgewählte Premier-Cru-Lagen.
Auch der 2008 kreierte Bollinger Brut Rosé überzeugt Weinfreunde ebenso wie die Weinkritik.

Louis Roederer Cristal Rosé

Die Prestigecuvée Roederer Cristal Rosé stammt aus biodynamischem Anbau und wird aus Trauben von 45 außergewöhnlichen Lagen hergestellt, die sich auf 7 Grand Crus der Montagne de Reims, des Marne-Tals und der Côte des Blancs verteilen.

Billecart-Salmon Rosé 

Der Billecart-Salmon Rosé ist ein hoch eleganter Champagner aus Grand Cru-Lagen wie Ay, Bouzy, Ambonnay und wird nach dem traditionellen Saignée-Verfahren hergestellt. Am Gaumen kommt er frisch und mineralisch daher, mit Aromen von Walderdbeeren, Zitrusfrüchten und einem Hauch von Rosen.

Laurent-Perrier Cuvée Rosé

Dieser Laurent-Perrier Rosé ist für seine makellose Frische und sein intensives Aroma berühmt. Pure Frucht, Noten von Himbeeren, Erdbeeren und Johannisbeeren mit einer feinen Perlage charakterisieren den farbenfrohen Edelschäumer. Laurent-Perrier bezieht die Trauben für diese Cuvée aus einer Auswahl von 10 Grand-Cru-Lagen.

Wie wird Rosé-Champagner hergestellt?

Von blassem Pink bis orangerot – so vielfältig sich der farbenfrohe Champagner im Glas zeigt, so unterschiedlich sind die farbenfrohen Edel-Schaumweine auch in Geschmack und Herstellungsmethode. 
Rosé-Champagner wird aus den drei Hauptrebsorten der Champagne hergestellt: Pinot Noir, Pinot Meunier und Chardonnay. Pinot Noir spielt dabei eine zentrale Rolle, da er dem Champagner Struktur, Kraft und intensive Fruchtaromen wie Kirsche, Himbeere oder Erdbeere verleiht. Der Meunier sorgt für Frische, Fruchtigkeit und eine weiche Textur, mit Aromen von roten Beeren und floralen Noten. Chardonnay, die einzige weiße Rebsorte unter den dreien, bringt Eleganz, Finesse und eine lebendige Säure ein, was Rosé-Champagner zusätzliche Komplexität und Balance verleiht. Je nach Herstellungsstil und gewünschtem Geschmacksprofil variiert der Anteil der Rebsorten in der Cuvée.
Die beiden Methoden zur Herstellung von Rosé-Champagner, der „Rosé d’Assemblage“ und der „Saignée-Methode“, unterscheiden sich wesentlich in der Art und Weise, wie der Wein seine Farbe und Aromen erhält. Hier sind die Hauptunterschiede:

Rosé d’Assemblage: Die am meisten verbreitete Methode

Als Rosé d'Assemblage versteht man den Verschnitt von weißen Grundweinen mit roten Stillweinen der Champagne.

Herstellungsprozess

Der Anteil des Rotweins beträgt in der Regel 5–20 %, abhängig vom gewünschten Farbton und der aromatischen Intensität. Danach erfolgt die klassische zweite Gärung in der Flasche. Bei dieser Methode wird eine kleine Menge stillen Rotweins in den Grundwein gemischt.

Charakteristika

Die Farbe ist oft hellrosa oder lachsfarben und gleichmäßig verteilt. Die Aromen tendieren zu einer fruchtigen Leichtigkeit, mit Noten von roten Beeren (Erdbeeren, Himbeeren) und manchmal floralen Nuancen. Diese Methode ermöglicht dem Winzer mehr Kontrolle über Farbe und Geschmack.

Berühmte Rosé d'Assemblage-Beispiele

Billecart-Salmon Brut Rosé, Veuve Clicquot Rosé, Moët Rosé  und viele Weitere: Es handelt sich um die am meisten verbreitete Methode in der Champagne.

Rosé de Saignée: Ein hoch komplexes Verfahren

Herstellungsprozess

Die Farbe entsteht hier durch ein kurzes Mazerieren der Traubenschalen von roten Trauben (Pinot Noir oder Pinot Meunier) mit dem Most. Der Most zieht die Farbstoffe sowie Aromen aus den Schalen, bevor der Saft „abgezogen“ (franz. saignée) wird. Anschließend folgt die Gärung.

Charakteristika

Die Farbe ist oft intensiver (kräftiges Rosa oder helles Rot) und kann variieren. Auch der Geschmack ist häufig kraftvoller, mit tiefer Frucht, würzigen und manchmal tanninhaltigen Noten. Diese Methode wird als anspruchsvoller und weniger kontrollierbar angesehen.

Berühmte Beispiele für die Saignée-Methode

Laurent-Perrier Cuvée Rosé, Billecart-Salmon Brut Rosé

Kulinarische Kombinationen: Raffinierte Pairing-Tipps

Ob als edler Begleiter zum Valentinstags-Dinner, zum Oster-Brunch, Sektempfang oder einfach so, um den Tag zu zelebrieren: Rosé-Champagner verleiht jedem Anlass Glamour, Eleganz und eine besondere Note. 

Meeresfrüchte & Fisch

Sushi & Sashimi: Besonders mit Sushi auf Thunfisch oder Lachs-Basis perfekt, da die Säure des Champagners die Umami-Noten ausbalanciert.

Hummer, Langusten & Jakobsmuscheln: Die feine Perlage und Struktur des Champagners unterstreicht die Süße der Krustentiere.

Lachs (gegrillt oder roh): Die frischen Beerenaromen eines Rosé-Champagners harmonieren mit dem Fettgehalt von Lachs.

Zu einem Risotto mit Meeresfrüchten empfehlen wir beispielsweise den Taittinger Prestige Rosé.

Vegetarische Highlights

Rote-Bete-Carpaccio mit Ziegenkäse: Die fruchtigen Noten des Champagners verstärken die Erdigkeit der Roten Bete.

Spargel mit Sauce Hollandaise: Besonders ein eleganter, mineralischer Rosé-Champagner sorgt bei einem Spargel-Essen für Balance.

Trüffel-Risotto: Die leichte Säure des Champagners schneidet wunderbar durch die cremige Textur des Risottos.

Edler Fleischgenuss

Kalbsfilet mit hellen Saucen: Ein sanfter, gereifter Rosé-Champagner bringt Eleganz in die Kombination.

Gans oder Entenbrust mit Beeren-Sauce: Die fruchtigen Noten des Champagners unterstreichen die Fruchtigkeit der Sauce. 

Rindertatar: Der feine Schmelz des Tatar verbindet sich ideal mit der Frische und Struktur des Champagners.

Feine Käseauswahl

Brie & Camembert: Die Cremigkeit dieser Käsesorten ergänzt sich perfekt mit der feinen Perlage.

Comté & Gruyère: Der nussige Charakter passt hervorragend zu Rosé-Champagner mit etwas Reife.

Ziegenkäse mit Honig: Die Süße des Honigs und die Frische des Käses ergeben ein harmonisches Zusammenspiel.

Desserts

Rote Beeren (Erdbeeren, Himbeeren, Johannisbeeren): Die fruchtigen Noten des Champagners finden hier ein perfektes Echo. So passt beispielsweise der Perrier-Jouët Rosé fabelhaft einem Dessert, das aus roten Waldfrüchten, weißer Schokolade und Vanilleschaum bestehen kann. 

Macarons (Himbeer oder Rose): Die feine Süße und die zarte Textur des französischen Mandelbaiser-Gebäcks passen ideal zur Eleganz des Rosé.

Dunkle Schokolade: Milde, fruchtige Schokoladen-Desserts können funktionieren, aber zu intensive Bitterschokolade überdeckt den Champagner.

Die verschiedenen Champagner-Sorten unter der Lupe

Was unterscheidet eigentlich einen Vintage von einem Brut Sans Année oder einen Champagne Brut von einem Extra Brut? Alles Wissenswerte zu den unterschiedlichen Champagner-Sorten in unserem gleichnamigen Blog-Beitrag!

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