Vitis Vinifera: Die europäische Weinrebe im Fokus
Ursprünglich in Europa und Westasien beheimatet, hat vitis vinifera die Welt erobert. Ihr ist es zu verdanken, dass es mittlerweile fast 10.000 kultivierte Rebsorten gibt. Erfahren Sie mehr über die Geheimnisse von Vitis Vinifera!
Vitis Vinifera Steckbrief
Was ist Vitis Vinifera oder die Weinrebe?
Vitis vinifera, so der lateinische Name, bezeichnet im Allgemeinen die Kulturrebe, rote Rebe oder Weinrebe. Im Englischen wird sie als "Common Grape Vine" bezeichnet. Vitis bezeichnet die Gattung und vinifera bezieht sich auf den Wein, der durch die Gärung der Frucht gewonnen wird (von lateinisch vinifera: den Wein tragen). Vitis Vinifera gehört somit zur großen Familie der Vitaceae, die auch Ampelidaceae genannt werden. Es handelt sich dabei um eine Familie sogenannter zweikeimblättriger Pflanzen.
Die Familie der Vitaceae: Kletterpflanzen mit Lianen
Aus der Familie der Vitaceae (Vitaceae) stammen verschiedene Gewächse, bei denen es sich um Kletterpflanzen, Lianen oder Sträucher handelt, Sukkulenten, die besonders an Trockenheit angepasst sind. Diese Pflanzen haben eine streifenförmige Rinde mit Zweigen oder Ranken. Die Pflanzenfamilie ist in Regionen mit gemäßigtem, mediterranem, subtropischem und tropischem Klima beheimatet. Die Vitaceae umfassen 700 bis 1000 verschiedene Pflanzenarten, die in 14 bis 17 botanische Gattungen eingeteilt sind. Die Vitaceae zeichnen sich durch ihr sommergrünes Laub aus, das auch als immergrün bezeichnet wird. Das Laub besteht aus Blättern, die sich im Herbst rötlich verfärben.
Vitis Vinifera: eine Gattung der Vitaceae
Vitis ist eine der Gattungen der Vitaceae. Diese Gattung wird in Arten unterteilt, zu denen auch Vitis vinifera gehört. Vitis Vinifera ist somit die bekannteste Art der Gattung Vitis. Vitis Vinifera hat europäische und asiatische Wurzeln und ist der wilde Vorfahre der meisten heute angebauten Rebsorten und insbesondere der über 6000 verschiedenen Rebsorten, die heute weltweit zu finden sind. Vitis Vinifera hat unter anderem verschiedene Eiszeiten überstanden.
Vitis Vinifera und Vitis Sylvestris: zwei verschiedene Arten
Während Vitis Vinifera der Vorfahre der kultivierten Weinrebe ist, bezeichnet Vitis Sylvestris die wilde Weinrebe. Vitis Sylvestris war somit im Mittelmeerraum durch spontanes Wachstum vertreten. Durch archäologische Ausgrabungen und Kohlenstoff-14-Datierungen konnte das Alter von gefundenen Traubenkernen geschätzt werden. So wurden beispielsweise ganz in der Nähe von Nizza an der Fundstelle Terra Amata Traubenkerne gefunden, die auf 400 000 Jahre vor unserer Zeitrechnung datiert wurden. Die wilde Weinrebe war somit im Jungpaläolithikum entwickelt.
Vitis Vinifera Sylvestris ist somit eine wilde Unterart von Vitis Vinifera. Sie wird auch als „Lambrusque“ oder „Lambruche“ bezeichnet.
Nicht zu vergessen sind jedoch auch Arten wie Vitis Aestivalis und Vitis Labrusca. Diese nordamerikanischen Arten spielten eine wichtige Rolle beim Wiederaufbau der europäischen Weinberge nach der großen Reblauskrise.
Die Vitis Vinifera Weintraube
Vitis Vinifera produziert Früchte, bei denen es sich um kugelförmige bis eiförmige Beeren handelt. Diese Früchte sind in Trauben zusammengefasst. Sie werden im strengeren Sinne nicht etwa als „Weintrauben“ sondern als „Trauben“ bezeichnet und können rot, blau mit violettem Schimmer oder schwarz sein. Sie können auch grün oder gelb sein, mit mehr oder weniger ausgeprägten Intensitäten. Die Früchte enthalten vier Samen, die als Kerne bezeichnet werden.
Vitis Vinifera Standort und Ursprung: Wo entstand die Weinrebe?
Die allmähliche Domestizierung von Vitis Vinifera im Nahen Osten
Die Spezies Vitis Vinifera soll im Nahen Osten und in Asien entstanden sein. Die Spuren der ersten Domestizierung der Weinrebe finden sich im sogenannten Transkaukasus, der dem heutigen Georgien, Armenien und Aserbaidschan entspricht. In diesen Gebieten sind Spuren der Erstdomestizierung von Vitis vinifera vor etwa 6000 Jahren zu finden. In Mesopotamien und im Jordantal entwickelte sich die Weinrebe um 4000 v. Chr. allmählich. Später tauchte die Kulturrebe in Ägypten um 3000 v. Chr. und auf Kreta um 2200 v. Chr. auf, bevor sie Italien und die Iberische Halbinsel um 800 v. Chr. erreichte und schließlich Gallien um 600 v. Chr.
Die sekundäre Domestikation von Vitis Vinifera im Mittelmeerraum
Eine von der Wissenschaft anerkannte Hypothese besagt, dass es eine primäre Domestikation im transkaukasischen Becken und eine sekundäre Domestikation im Mittelmeerraum gegeben hat. Diese zweite Domestikation, die von Vitis Sylvestris oder Lambrusken ausgeht, ist der Ursprung von 70% der in Europa angebauten Rebsorten.
Wie hat die Weinrebe die Welt erobert?
Wie konnte eine einzige Rebsortenart die Welt erobern? Dass Vitis Vinifera so gut gedeihen konnte, ist auf ihren heterozygoten Charakter zurückzuführen. Das bedeutet, dass die Kulturrebe auf jedem Chromosom desselben Paares zwei verschiedene Gene besitzt. Dadurch entsteht aus den Kernen einer Rebe eine andere Sorte. Die Weinrebe hat sich durch die Selektion wilder Individuen, die durch Stecklinge, Markottage und Pfropfen vermehrt werden, weltweit stark ausgebreitet.
Vitis Vinifera als Ursprung der Kulturvarietäten
Ausgehend von Vitis Vinifera entstand nach und nach die außergewöhnliche Vielfalt an Rebsorten, die wir kennen. Ein Kultivar ist eigentlich der botanische Begriff für eine Sorte einer Pflanzenart, die in der Natur nicht vorkommt und künstlich gezüchtet wurde, um kultiviert zu werden.
Vitis Vinifera: Der Vorfahre der heutigen Rebsorten
Aufgrund ihres heterozygoten Charakters ist vitis vinifera somit der Ursprung von über 6000 existierenden Rebsorten weltweit. Der verstorbene Professor Pierre Galet gilt als Vater der modernen Ampelographie (Wissenschaft über die Rebsorten) und hat in zahlreichen Büchern, darunter das berühmte „Dictionnaire encyclopédique des cépages et de leurs synonymes“, fast 10 000 verschiedene Rebsorten aus aller Welt erfasst und beschrieben.
Von diesen 10 000 existierenden Sorten stammen nicht alle aus Trauben, die für die Herstellung von Wein oder Tafeltrauben bestimmt sind.
Die Domaine de Vassal im französischen Département Hérault
Ein Konservatorium für die Erhaltung der Rebsorten
In der Domaine de Vassal im Departement Hérault befindet sich ein wahres Sanktuarium für Rebsorten. Diese Einheit des Institut National de la Recherche Agronomique (INRA) ist ein Konservatorium für fast 5 000 verschiedene Rebsorten.
Dieser weltweit einzigartige Ort entstand aus dem Wunsch, die Vielfalt der weltweit bekannten Rebsorten nach der dramatischen Reblauskrise, die sämtliche europäischen und insbesondere französischen Weinberge stark in Mitleidenschaft gezogen hatte, wiederherzustellen.
Fortschritte in der Genetik und die Zukunft der Weinrebe
Heute und angesichts der globalen Klimaerwärmung ist es sehr wahrscheinlich, dass ins Abseits geratene Sorten wieder in den Vordergrund treten. Tatsächlich werden von den 6 bis 10.000 verschiedenen Sorten von Vitis vinifera weltweit weniger als 2.000 angebaut. Die Forscher fordern die Winzer auf der ganzen Welt auf, die Vielfalt dieses genetischen Erbes zu erhalten, indem sie wenig genutzte Rebsorten anbauen.
Auch wenn die Vitis Vinifera Weinreben nicht zum Aussterben verurteilt sind, zweifelt niemand daran, dass sich ihre Entwicklung in vollem Gange befindet.
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